Ausbildung trifft Politik & Geschichte: Mats Müller zu Besuch in Springe

Hallo, mein Name ist Mats – und ich möchte euch mitnehmen auf eine besondere Reise, die mich politisch wie persönlich geprägt hat.
Ich bin Mitglied im SPD-Ortsverein Herzberg und mache derzeit eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft. Ungewöhnlich, aber aus meiner Sicht nicht unwichtig.
Im vergangenen Jahr führte mich der schulische Teil der Ausbildung mehrfach für mehrere Wochen in die Stadt Springe, rund 30.000 Einwohner stark, am Deister gelegen und Teil der Region Hannover. Vormittags besuchte ich die Berufsschule – nachmittags aber habe ich die Gelegenheit genutzt, die Region politisch, geschichtlich und kulturell zu entdecken.

Der SPD-Ortsverein Springe
Bereits vor meinem ersten Schulblock nahm ich Kontakt zu Anton Gasch auf. Einem jungen, engagierten Juso, Kommunalpolitiker und stellvertretenden Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Springe. Anton nahm mich mit in Sitzungen des Stadtrats und des Ortsrats, zu Vorstandstreffen und politischen Veranstaltungen. Ich war nicht nur Gast, sondern eingeladen, zuzuhören, Fragen zu stellen und Einblicke zu gewinnen. So lernte ich nach und nach viele Genossinnen und Genossen aus Springe kennen, die mich herzlich aufnahmen.

Darunter war auch Brian Baatzsch, Co-Vorsitzender des Ortsvereins und Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag. Das erste Treffen war am Rande einer Ratssitzung und endete damit, das er, Anton und ich nach einem langen Abendessen im Restaurant über Dienstreisen diskutierten.
Auch Bastian Reinhardt, Fraktionsvorsitzender der SPD im Springer Stadtrat, begegnete mir in dieser Zeit. Im Gespräch mit ihm wurde klar: Die SPD Springe stellt sich, genau wie die SPD Herzberg, bereits auf die Kommunalwahl 2026 ein, schmiedet Pläne, entwickelt Ideen und positioniert sich für die kommenden Jahre.

Je öfter ich vor Ort war, desto enger wurde mein Kontakt zur SPD Springe. Ich besuchte Veranstaltungen, beteiligte mich an Diskussionen und bekam den politischen Puls der Region mit. Ebenso wie die Debatten rund um den Bruch der Ampel-Koalition in Berlin und die darauf folgende Bundestagswahl 2025.
In dieser Zeit hatte ich sogar die Gelegenheit, Matthias Miersch, damals kommissarischer Generalsekretär der SPD, kennenzulernen. Heute ist er Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion – und als Wahlkreisabgeordneter ist auch Springe Teil seines politischen Wirkens. Die Nähe zur Bundespolitik war plötzlich spürbar, und das ganz lokal, ganz direkt.

Und plötzlich im Landtag
Neben den politischen Begegnungen hat mich vor allem die Geschichte der Region rund um Springe und Hannover stark geprägt. In meiner Freizeit zog es mich immer wieder in die Landeshauptstadt, um der sozialdemokratischen Geschichte ganz bewusst nachzuspüren. Ich besuchte den Niedersächsischen Landtag und hatte das große Glück, unseren Abgeordneten Alexander Saade spontan begleiten zu dürfen – bei einem ganz normalen Arbeitstag inklusive Plenarsitzung. Ein spannender Einblick in den Parlamentsalltag.

Die Geschichte um Kurt Schumacher
Am meisten bewegt hat mich jedoch die Auseinandersetzung mit dem Leben und Wirken von Kurt Schumacher und insbesondere mit der Wennigser Nachkriegskonferenz. In der niedersächsischen Gemeinde trafen sich vom 5. bis 7. Oktober 1945 die verbliebenen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten aus allen Teilen des Landes – viele von ihnen gezeichnet durch Verfolgung, Haft oder Exil. Inmitten der politischen und gesellschaftlichen Trümmer des Nationalsozialismus gelang es ihnen, einen demokratischen Aufbruch zu wagen und die SPD als Partei des Widerstands und der Verantwortung neu zu begründen.

Kurt Schumacher, selbst schwer gezeichnet von der NS-Diktatur, wurde in Wennigsen mit dem Wiederaufbau der Partei beauftragt. Mit klarem Kompass und unerschütterlicher Überzeugung trat er für einen Sozialismus ein, der Freiheit und Gerechtigkeit miteinander verband – und für eine SPD, die sich konsequent gegen jede Zusammenarbeit mit alten und neuen Faschisten stellte.
Bis heute erinnern ein Denkmal am Bahnhof und eine Gedenktafel am Hotel Calenberger Hof an diese wegweisenden Tage, an denen eine der ältesten Parteien Deutschlands nicht nur organisatorisch, sondern auch moralisch neu gegründet wurde.

Ich machte mich weiter auf Spurensuche: In Hannover besuchte ich das Haus, in dem sich einst sein „Büro Dr. Schumacher“ befand, das organisatorische Zentrum des sozialdemokratischen Neuanfangs. Ich stand vor dem Kurt-Schumacher-Haus, dem heutigen Sitz der SPD Niedersachsen. Und ich entdeckte den Stolperstein zu Schumachers Ehren, der an den Ort erinnert, wo seine Schwester lebte – bei ihr fand er nach seiner KZ-Haft in Hannover zunächst Unterschlupf. Diese Orte zeigen eindrucksvoll, wie eng persönliche Biografie und politisches Wirken miteinander verwoben sind.
Ein ganz besonderer Moment war für mich der Besuch auf dem Stadtfriedhof Hannover-Ricklingen. Dort ist Kurt Schumacher beigesetzt – als Oppositionsführer der ersten Bundestagsjahre, als Symbolfigur des demokratischen Widerstands, als jemand, der trotz schwerster persönlicher Verluste nie von seinen Überzeugungen abwich. An seinem Ehrengrab zu stehen, war für mich mehr als nur ein geschichtlicher Ausflug – es war eine stille, ehrfürchtige Begegnung mit einem Mann, dessen politische Klarheit und moralische Haltung für mich ein starkes Vorbild ist.
Ich stand dort lange, in aller Ruhe. Und ich spürte, dass politische Überzeugung immer auch Verantwortung bedeutet – gegenüber der Geschichte, aber vor allem gegenüber der Zukunft.

Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeiten, die mir meine Ausbildung eröffnet – fachlich, menschlich, politisch. Der Blick über den Tellerrand, der Austausch mit anderen SPD-Gliederungen, die Gespräche mit Genossinnen und Genossen, die Nähe zur Geschichte: All das hat mich wachsen lassen. Ich freue mich auf die kommenden zwei Lehrjahre – auf weitere Begegnungen, neue Impulse, und darauf, meine Erfahrungen auch in Herzberg weiterzugeben.
Ich danke auch noch einmal den Genossinnen und Genossen in Springe, bei welchen ich mich sehr aufgehoben gefühlt habe und in vielerlei Hinsicht lernen konnte.